Im September 2024 bekamen wir einen emotionalen Anruf. Es ging um Simba, einen älteren und halbwilden Kater, der den Weg in sein neues Zuhause einfach nicht mehr fand. Aber es sollte keine übliche Vermissten-Geschichte werden, sondern eine Reise in einen neuen Lebensabschnitt, über den Kristina heute mit seiner Behüterin Monika spricht.

Hallo Monika, schön, dass du uns von Simba erzählen magst.
Danke für die Einladung. Schön, dass ich von Simba erzählen darf.
Wie hat denn die Geschichte mit Simba und dir begonnen?
Als ich Simba das erste Mal auf der Homepage vom VKB (Verein Katzenhilfe Bern) sah, war es um mich geschehen. Dieser wunderschöne Kater hatte mein Herz und meine Gedanken im Sturm erobert. Die Idee an eine Adoption wischte ich jedoch schnell wieder beiseite. Einige Wochen später sah ich, dass sich noch immer kein zu Hause für ihn gefunden hatte. Ein Streuner sei er, nicht zahm, scheut Menschen, ein Futterplatz soll ihm offeriert werden, wenn möglich mit einem warmen Unterschlupf.
Daheim startete ich beiläufig das Gespräch über den Kater, zeigte hübsche Bilder und innert Tagen waren wir zu Besuch bei Simba. Wie erwartet, hegte Simba für mich nicht die gleichen Gefühle. Im Gegenteil: Kam man ihm zu nahe - selbst mit einem prall gefüllten Futternapf - schwang er seine große Pfote mit einem unüberhörbaren Fauchen durch die Luft. Er stellte sicher, dass niemand ihm zu nahe kam. Das alles war jedoch kein Grund, sich gegen ihn zu entscheiden und der Umzug wurde geplant.
Im August, noch etwas benommen durch seine Zahnsanierung, zog Simba in ein kleines Außengehege bei uns im Garten ein. Dort sollte er sich von der Operation erholen und sich gleichzeitig an die neue Umgebung gewöhnen.
Er ist schon ein älterer Kater, oder?
Die Tierärzte meinen, dass er mindestens 12 jährig ist. Genau weiß man es nicht. Aber er hat sicherlich viel erlebt und man merkt, dass er nun nicht mehr "kämpfen" braucht und dies heute auch sehr genießt.
Ach wie schön, dass ihr ihm ein Zuhause geben konntet. Aber der Weg hierhin war plötzlich sehr schwierig, richtig?
Ja genau. Nach einigen Wochen, wir waren guter Dinge, sollte er seinen ersten Freigang bekommen. Gespannt beobachteten wir die ersten Schritte in Freiheit nach so langer Zeit und freuten uns mit ihm. Er genoss es sichtlich. Am Abend saß er im Feld, träumte im Sonnenuntergang, alles schien perfekt. So dachten wir. Jedoch, Simba kam nicht mehr nach Hause. Ich machte mir Sorgen.
Dazu sollte man wissen, dass Simba nach seiner Zahnsanierung keine oberen Fangzähne mehr hat, unter einer mittleren Arthrose leidet und zudem, aus Gründen die auch der Arzt nicht kennt, sehr schlecht läuft und auf unebenem Grund ab und zu zur Seite umfällt. Wie also sind seine Chancen erfolgreich auf Mäusejagd zu gehen?
Glücklicherweise hatte ich in der nachfolgenden Woche Ferien und so war ich zu jeder Tages- und Nachtzeit draußen unterwegs, robbte durch die Gärten der Nachbarn, befragte Anwohner, kontaktierte die Bauern der umliegenden Höfe und sorgte dafür, dass der Bekanntheitsgrad von Simba erheblich stieg. An Tag fünf, auf der abendlichen Runde, kam der entscheidende Hinweis und ich fand Simba. Er saß ca. 600 Meter Luftlinie entfernt auf einem Feld. Voller Freude rief ich ihn. Neugierig kam er mir entgegen, ist jedoch auf einem naheliegenden Hof schnell wieder verschwunden.

Ihr habt ihn dann auf dem Feld gefüttert und an einem Punkt mich um Hilfe gebeten.
Ja genau. Wir fütterten ihn täglich. Der Herbst war da und es war klar, dass das so kaum weitergehen konnte. Aber was waren unsere Optionen? Menschen, mit den ich darüber im Gespräch war meinte, ich solle ihn einfach packen oder hoffen, dass er es sich beim kalten Wetter doch noch überlegen würde mit dem nach Hause kommen. Doch würde er den Weg überhaupt finden? Und ich wollte ihn auch nicht unnötig hungern lassen. Daher habe ich mich bei dir gemeldet.
Ich habe unmittelbar, nachdem du mich kontaktiert hattest, ein erstes Mal mit Simba Kontakt und es sollten weitere Sitzungen folgen. Ich behandelte ihn energetisch aus der Ferne und wir sprachen über seine Wünsche. Sehr schnell vermittelte er mir den Eindruck, dass er dich und deine Familie sehr mochte, aber den Weg nach Hause einfach nicht wirklich fand. Er ließ sich ja auch immer wieder gut finden, oder?
Ja, das füttern funktionierte sehr gut. Er saß immer gut sichtbar auf dem Feld oder neben einem großen Heuballen. Unsere Familie teilte sich in verschiedenen Schichten auf, damit er Mittags und Abends etwas zu Essen bekam.
Ich weiß noch, dass ich mit Simba intensiv darüber sprach, warum er denn nicht bei euch geblieben war oder auch nicht wieder zurückgekehrt war. Es war für ihn eine Kombination aus "der Weg ist nicht sicher" und eine Erinnerung an "nicht frei sein". Nach seiner Zahn-OP musste er ja eine Weile im Aussengehege genesen. Das Band zwischen euch ist in der Zeit schon stärker geworden, aber ich nahm alte Muster in Bezug auf Ängste wahr, die ihn vom nächsten Schritt abhielten.
Er bekam in der Zeit auch viele heilsame Impulse für sein Wohlbefinden, eure Beziehung und einen potenziellen Neubeginn bei euch. Und dann passierte es, nicht wahr?
Eines Abends - es regnete und war kalt - lief er mir von sich aus nach. Nicht nur ein paar Meter, sondern den ganzen Weg bis nach Hause. Einige Herausforderungen hatten wir unterwegs: Autos, andere Katzen, die nicht besonders amüsiert darüber waren, dass Simba durch ihr Revier lief, zwei Reiter und auch diverse Spaziergänger mit ihren Hunden. Nach gut zwei Stunden waren wir daheim. Ich konnte kaum glauben was passiert war. Simba irgendwie auch nicht. Überfordert und überhaupt nicht auf so ein Erlebnis vorbereitet, gab ich Simba eine große Portion Thunfisch, - das liebt er - und ließ ihm den nötigen Sicherheitsabstand. Völlig durchnässt, huschte ich kurz ins Haus, zog mir trockene Kleidung an und als ich wieder in den Wintergarten kam war Simba weg. Die alten Gefühle, Sorgen und Ängste machten sich breit. Was ist, wenn ich ihn nun wieder nicht finde? Wo hin ist er gelaufen? Was habe ich falsch gemacht? Fragen, die mich die ganze Nacht wachgehalten haben.
Das war wirklich ein Abenteuer und ich weiß noch, wie ich am nächsten Tag dann wieder mit ihm ins Gespräch ging.
Am nächsten Morgen hatte mich eine Erkältung voll im Griff, ich war müde, traurig und voller Gedanken. Dennoch konnte ich es kaum erwarten in der Mittagspause nach Simba zu suchen und traf ihn an seinem Stammplatz. Fröhlich miauend tapste er mir entgegen, mampfte gemütlich sein z’Mittag und schätzte den üblichen Lieferservice.
Das war dann auch der Zeitpunkt, an dem wir mit ihm über einen Strategiewechsel sprachen und ihr dies entsprechend umsetze. Denn ja, er war wirklich sehr gemütlich und mein Eindruck war, dass er wieder für den Heimweg motiviert werden musste. Aber er war im Austausch mit mir auch wirklich motiviert. Ich spürte die enge Verbindung zwischen euch. Er brauchte nur einen kleinen Schubs.
Ja, nach unserem Gespräch entschieden wir, dass wir Simba nun nicht mehr seinen gewohnten Service bieten würden. Etappenweise, immer den gleichen, möglichst kurzen Weg (via Felder), sollte er angefüttert werden, um sich an den Weg nach Hause zu gewöhnen.
Doch Simba wäre nicht Simba, wenn er sich an den Plan gehalten hätte. Gleich am ersten Abend beschloss er, den ganzen Weg nach Hause zu laufen, statt «nur» die erste Etappe unter die Pfoten zu nehmen. Nach dem Essen ging er wieder. Den Spaziergang mit Simba setzte ich nun fast jeden Abend um, zur Belustigung und zum Erstaunen mancher Dorfbewohner. Aber leider tauchte Simba nicht von alleine bei uns daheim auf und brauchte weiterhin die sogenannte «Extraeinladung».
Ich beriet mich erneut mit dir und beschloss, ihn nicht erst am Abend in der Dämmerung zu holen, sondern bereits zur Mittagszeit. Gleich am nächsten Wochenende setzte ich dies um. Simba genoss sichtlich den sonnigen Nachmittag im Wintergarten und auch ums Haus herum und es schien, dass damit auch das Eis gebrochen war. Endlich! Nach acht Wochen Gefühlsachterbahnen, Spaziergänge, Velofahrten und Food-delivery scheint Simba verstanden zu haben, dass es ihm bei uns gut gehen kann.
Die Fotos vom zufrieden im Wintergarten liegenden Simba haben mein Herz zum hüpfen gebracht. Ich habe mich so für euch gefreut. Und er ist jetzt täglich da, oder?
Er kommt in der Zwischenzeit wie ein Schweizer Uhrwerk nach Hause, schmatzt und schleckt genüsslich seine Schälchen leer, macht uns schöne Augen für das eine oder andere Leckerli, schläft im Wintergarten, auf der Terrasse und kommt sogar ins Haus. Er ist neugierig, sitzt oft in der Stube und beobachtet uns, dreht kleine Runden im Erdgeschoss. Dennoch liebt er seine Freiheit, genießt die Nächte draußen und erkundet weiter die Gegend.

Was für ein glückliches Ende dieses großen Abenteuers. Simba ist weiterhin ein freiheitsliebender Kater. Doch wie unglaublich schön ist es, dass er so viel Vertrauen in euch gewonnen hat. Es ist für mich so viel mehr geworden, als "nur" ein Futterplatz für ihn.
Ich erinnere mich auch daran, wie du nach einer der ersten Behandlungen sagtest, dass er auf dem Feld plötzlich miaute, statt wie vorher teils noch fauchte. Ich nehme es so wahr, dass er euch wirklich zugeneigt war, er aber Schwierigkeiten damit hatte, aus den eigentlich positiven Erfahrungen zu lernen.
Für solche Situationen liebe ich die Kombination aus telepathischer Tierkommunikation und Energetik. Wir können damit Emotionen und Verhaltensmuster anschauen, die dem Individuum so nicht länger dienlich sind und diese sanft auflösen. Dann ist Lernen und das sich öffnen für neue Erfahrungen einfacher möglich. Natürlich muss die Katze dafür bereit sein, wir können nichts erzwingen. Aber mit sanften Impulsen, er bekam ja von mir eine reine Unterstützung aus der Ferne und keine therapeutischen Mittel vor Ort, ist so viel möglich. Und wenn dann die Katze aktiv in den Prozess mit einbezogen wird, in dem wir über Ideen und Möglichkeiten sprechen, Bedürfnisse und Wünsche abklären, kann solch ein Wunder geschehen. Ich freue mich wirklich sehr für euch.
Mein Herz ist so gesprungen, als er mir das erste Mal mauzend entgegen kam, als du mit ihm gearbeitet hattest. Als ich ihn kennenlernte, hat er immer gefaucht oder geknurrt. Als ich seine freundliche Stimme zum ersten Mal hörte wusste ich, dass das Eis gebrochen war.
Ob Simba jemals ein Schmusekater wird, bleibt offen. Doch eines ist klar, ich bin stolz auf «meinen Krümel». Was er in diesen Wochen gelernt und geleistet hat zeigt, dass er ein mutiger Kater ist und tief im Herzen doch ähnliche Gefühle für uns hegt, wie wir für ihn.
Ja, so sehe ich das auch. Ich danke dir sehr, hast du uns heute diese Geschichte erzählt. Es zeigt, was man mit Durchhaltevermögen und Liebe alles erreichen kann.
Wir wünschen euch von Herzen alles Gute und viele weitere schöne Momente.
Die hier beschriebene Begleitung gehört zu unserer ganzheitlichen Unterstützung für Mensch und Katze, die verschiedene Übergangsphasen umfasst.
Simba ist ein älterer Kater, der hoffentlich noch viele Jahre ein zufriedenes Leben bei und mit seinen Menschen führen wird. Wir freuen uns, konnten wir ihn beim Übergang in seine neue Lebensphase unterstützen.
Informationen zu unseren Angeboten findest du hier: HarmonieReise
Wir freuen uns, auch für dich und deine Samtpfote da sein zu können.
Kristina & Ronny von Menschens Katz
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